Jäger des verborgenen Schadens.

Wenn sich elf Schadensgutachter den Herausforderungen von drei MAHLE Aftermarket Technik-Experten stellen, dann geht’s zur Sache. Ein Praxis-Training der anderen Art mit einer spannenden Suche nach den Ursachen.

Ihr Job ist es, genau hinzuschauen: Als Schadensgutachter sind sie in den Tiefen des Motors zu Hause. Sie gehen sie für Versicherungen, Gerichte, Werkstätten und auch Privatpersonen auf akribische Ursachensuche bei Motorschäden. Oft geht es dabei um Streitigkeiten, die sich nur mit Hilfe eines neutralen Sachverständigen beilegen lassen. Im Aftermarket-Schulungszentrum von MAHLE im schwäbischen Schorndorf sind sie zusammengekommen, um sich in Sachen Motor und Turbolader auf den neuesten Stand zu bringen.

Drei gegen elf?

Die Gutachter-Elf sitzt drei MAHLE Spezialisten gegenüber: Jan Reichenbach, Christoph Dutschke und Manuel Diaz-Diaz sind so ziemlich mit allen Wassern gewaschen, wenn es um Schadensbilder im Motorblock, Turbolader, oder Thermomanagement geht. Sie sind technische Trainer und haben meistens Automechaniker/innen oder Mechatroniker/innen vor ihrer Brust. Für die zweitägige Schulung mit den Gutachtern haben sie sich etwas ganz besonders ausgedacht.

„Ein Workshop-Format, das wirklich überzeugt. Sichtung, Diskussion, Analyse – genau so muss ein Schaden begutachtet werden.“

Beispiele aus der Praxis

Am ersten Schulungstag stehen zehn Schadensbilder auf der Agenda, die anhand defekter Teile aus dem motorischen Umfeld zu analysieren sind. Neben gebrochenen Kolben, korrodierten Zylinderlaufbuchsen, verbogenen Ventilen, blockierten Thermostaten und deformierten Ölfiltern liegt je eine kurze Beschreibung der einzelnen Fallbeispiele bereit – diese gibt den Teilnehmern die wichtigsten Informationen zum vorliegenden Schadensbild an die Hand. Bei den Schäden handelt es sich allesamt um Beanstandungen, die die MAHLE Spezialisten von Werkstatt-Kunden bekommen haben.

Die Fährte ist also gelegt.

Schnell wird klar: Auch die Gutachter sind echte Könner und verstehen ihr Handwerk, denn in den allermeisten Fällen liegen sie mit ihren Vermutungen richtig. Christoph Dutschke ist von diesem Workshop-Format überzeugt: „Wir konfrontieren unsere Teilnehmer so mit der Werkstatt-Realität und sorgen mit den praxisnahen Fallbeispielen und unserem Quiz-Format sogar für Spannung. Wer Schulungen kennt, weiß, dass das nicht alltäglich ist.“

 

Und das nicht nur für einen Tag, denn an Tag 2 geht die Jagd weiter – dann nach den Ursachen der zehn Schadensbilder von Turboladern. Die drei MAHLE Motorenspezialisten werden auch hier wieder trickreiche Fährten legen – sehr zur Freude von Uwe Raber und seinen zehn Gutachter-Kollegen.

„Das war schon ganz schön herausfordernd, wie uns die Trainer zunächst auf die falsche Fährte gelockt und uns so nahegelegt haben, auch auf die ganz unscheinbaren Details im Schadensbild zu achten.“

Stirnrunzeln trifft auf wissendes Schmunzeln

Jetzt beginnt für die Gutachter die akribische Jagd nach den Ursachen. In Kleingruppen arbeiten sie sich von einer zur anderen Station im Schulungszentrum.

An einer Station ergründen sie, wie es bei dem Ottomotor des Pkw aus der Schweiz zum Ventilaufschlag auf den Kolbenboden kommen konnte, an anderen was die Ursachen für tiefe Riefen in den Lagerschalen und der Fressstellen an der Gegendruckseite des Kolbenschafts sind.

Angestrengtes Nachdenken, bis die erste Vermutung ausgesprochen ist, gefolgt von angeregtem Diskutieren.

„Der Einsatz von echten Schadensteilen ist eine tolle Sache. Man kann die Teile in die Hand nehmen und so sogar spüren, wie alles zusammenhängt. Die MAHLE-Trainer machen hier einen Super-Job.“

Vor der Lösung ein kleines Quiz

Es schlägt die Stunde der Quiz-Boxen. Denn bevor die Ursachen der einzelnen Schadensbilder erläutert werden, kommen die taschenrechnergroßen roten Drücker zum Einsatz, die jeder Teilnehmer an seinem Platz hat. So kann aus vier Antworten gewählt und eine Vermutung zum jeweiligen Fallbeispiel abgeben werden.

Das Ergebnis wird über den Beamer an die Wand geworfen. Dabei weisen Reichenbach und seine Kollegen immer wieder auf die technischen Informationen und Hilfestellungen hin, die MAHLE Aftermarket anbietet, darunter den Technical Messenger oder die technischen Videos auf dem MAHLE Youtube-Kanal.

Ursachenforschung

 

Auch die große Zylinderlaufbuchse des Busses aus Ägypten, der mehr als 3,7 Millionen Kilometer in der nordafrikanischen Wüste auf dem Buckel hat, sorgt für intensives Stirnrunzeln bei Schadensgutachter Uwe Raber und seinen Kollegen, gefolgt von einer angeregten Fachdiskussion über Gussqualitäten. Haben die starke Korrosion und die massiven Kavitationsschäden an den Außenflächen ihre Ursache wirklich in einem Gussfehler bei der Herstellung oder im fehlenden Kühlmittel? MAHLE Trainer Jan Reichenbach steht daneben und hört interessiert zu, wiegt seinen Kopf hin und her und folgt leicht schmunzelnd den Ursachen-Ideen der Teilnehmer. „Ihr dürft nicht vergessen, dass Zylinderlaufbuchsen von MAHLE im Schleuderguss-Verfahren gegossen werden, was Lunker und Einschlüsse und damit Gussfehler praktisch ausschließt“, erklärt Reichenbach.

„Der Austausch mit den Kollegen ist sehr wertvoll. Die Kollegen kommen nicht aus dem eigenen Umfeld, so entsteht kein Konkurrenzdenken. Man tauscht Visitenkarten aus und empfiehlt auch gerne mal Kunden weiter.“

Schleuderguss

MAHLE Zylinderlaufbuchsen entstehen im Schleudergussverfahren. Dabei fließt die Schmelze in eine schnell rotierende Dauerform (Kokille). Aufgrund der Zentrifugalkraft wird sie an die Innenwände der Form geschleudert, wo sie dann erstarrt.

Dank der Fliehkraft entsteht so ein im Vergleich zum Schwerkraftgießen verdichtetes Gefüge mit erhöhter Festigkeit. Das Material ist so frei von Gasblasen, Lunkern und Verunreinigungen, die eine geringere Dichte als die Schmelze aufweisen.

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